Der Wald

Es brauchte lange Zeit, um sicherzustellen, dass die neue Heimat für die Orang Utans passen wird. Als erstes mussten wir herausfinden, ob eine andere, wilde Orang Utan Population hier ansässig ist. Dies hätte die Eingliederung möglicherweise gestört und die Natur aus dem Gleichgewicht gebracht. Das wäre das Gegenteil von Hilfe gewesen.

Wir wurden von mehreren, auch offiziellen Seiten bestätigt, dass wir hier "alleine" wären. Der Wald wäre ideal für die Futtersuche, den Nestbau und er ist voller Pflanzen, die für Orang Utans gut sind. 

Die ersten Berichte über die drei Freunde bestätigten diese Fakten.

Innerhalb der ersten fünf Tagen konnten wir beobachten, dass die Tiere ca. 80 verschiedene Früchte und andere Nahrung ausprobierten und wir sammelten alle Reste, um dies zu dokumentieren.

 

Natürlich musste der Wald auch sicher sein. Aber was heisst "sicher"? Ein Beispiel: im Falle von Waldbränden ist dieses Gebiet sicher, weil es von Flüssen umgeben ist, die Durchschnittstemperatur zwischen 22 und 25 Grad Celsius liegt und der Niederschlag sehr häufig ist.

Der wichtigste Faktor jedoch ist der Mensch und sein Einfluss. Es gibt natürlich Wilderer, Jäger, Fischer, Holzdiebstähle und Firmen, die mehr und mehr Waldgebiete einnehmen wollen, egal, oder das Gebiet geschützt ist oder nicht.

Die Stromschnellen der Flüsse rundherum machen es jedoch schwer, Holz hier zu stehlen, ohne Straßen zu bauen. Wir selbst mussten bei unserer Mission ein paar Anläufe nehmen, um die Ufer zu erreichen. Mehrmals waren wir einfach eingesunken und es gab keine Chance, sicher an Land zu gelangen. Deshalb haben wir jetzt zwei bestens mit der Umgebung vertraute Bootsmänner. Die Menschen hier waren in der Vergangenheit schon häufig damit konfrontiert, dass Firmen hier eindringen wollten (hier wächst u.a. das Holz, aus dem die teuersten Düfte gemacht wird - Aquilaria malaccensis, "Adlerholz"). Wir haben jedoch ein paar junge Männer aus dem nahegelegenen Dorf Mendalam engagiert, so stimmten deren Dorfnachbarn zu, hier nicht mehr zu jagen, und keine Fallen aufzustellen und mit deren selbstgebauten Waffen zu jagen.

Ein Vorfall vor kurzem hat uns dabei geholfen, die Menschen für uns zu gewinnen: ein paar Dayaks waren flussaufwärts unterwegs um Fische zu fangen und sie bauen ein kleines Camp. Ein Vater und sein Sohn blieben beim Camp, währen die Anderen jagen gingen. Da passierte ein Unfall, der Vater verletzte sich an einer explodierenden Treibstoffdose. Der Sohn konnte nur mit dem Boot über die gefährlichen Fluss-Schnellen zu uns gelangen und uns um Hilfe bitten. Wir hatten Dr. Jati und Personal bereitgestellt, die mit ihm dann weiter auf dem Fluss in bewohntes Gebiet fahren konnten. Der Mann überlebte seine schweren Verbrennungen, und dieses Ereignis hat die Beziehung zwischen uns wesentlich verbessert und gestärkt.

Es gibt immer noch Menschen, die das Holz stehlen wollen, aber es spricht sich mehr und mehr herum, dass dieses Land den Orang Utans gehört. 14 weitere Personen, die wir aus den Dörfern der Umgebung angeheuert haben, helfen auch mit, damit unser Projekt erfolgreich sein wird. 

Ohne die Mithilfe der heimischen Bevölkerung kann das nicht funktionieren. Wir müssen die Menschen einbinden. Nun sind sie auch die Botschafter der Orang Utans.

 

Ein weiteres sehr gutes Zeichen ist die Tatsache, dass es hier eine Menge anderer Lebewesen gibt. Einer der wichtigsten Indikatoren ist der "Murai", ein sehr populärer Vogel in Indonesien, berühmt für seinen Gesang. Wilderer bringen diesen Gesang auf USB-Sticks mit, um die Vögel anzulocken und besser einfangen zu können. 

Der Bestand hier scheint aber gesund zu sein - ein gutes Zeichen dafür, dass es hier keine Wilderer oder Jäger gibt.

 

 

Das Mendalam Gebiet ist weiters auch reich an der Zuckerpalme, die von den Einheimischen "angezapft" werden kann, um den -tatsächlich nachhaltigen - Palmzucker zu produzieren. Die Masarang Foundation ist bekannt für die Produktion dieses Zuckers, der dem Regenwald keinerlei Schaden zufügt, und der Bevölkerung Arbeitsplätze verschafft. Wir exportieren diesen Zucker mittlerweile in die ganze Welt.

 

Die Orang Utans sind wohlauf! Juvi macht die besten Nester hoch oben in den Baumkronen. Cemong und Jojo teilen sich ein Nest. Sie kundschaften die gesamte Gegend aus, klettern immer höher bis in 825 Meter... Die Überwachung der Tiere ist schwer, der Boden sumpfig und es regnet fast täglich. Deshalb müssen unsere Leute auch Schichten einlegen, weil man das nicht tagelang durchhält. Von Sonnenaufgang bis zum Untergang ist eine sehr anstrengende Schicht. Aber die Dayaks sind dafür am besten geeignet.

Mein letztes Bild in diesem Blog zeigt Cemong beim Einsammeln von Blättern. Sie spielt damit, aber baut auch ein Nest auf dem Boden.

Cemong ist immer noch an Menschen interessiert und nähert sich auch öfters, deshalb konnten wir dieses Foto machen. 

 

Willie Smits, Sintang/Pontianak

Der Originaltext dieses Blogs ist hier abzurufen:

http://masarang.hk/2018/01/25/some-stories-from-sintang/