bring sie zurück dorthin, wo sie hingehören...

Ein Blog von Willie Smits

 

... das war vor Jahren der Slogan, den ich auf T-Shirts drucken habe lassen. Ein Slogan, der auf über 500 Orangutans, die ich im Laufe der letzten 27 Jahre in die Freiheit begleiten durfte, zutraf.

Diese Woche waren noch drei mehr dran. Tanjung, Liesje und Digo können nun zurück in den Dschungel - in ihre Heimat.

Diese letzte Auswilderung fand am 31. Oktober 2019 statt. Nach einer sechstündigen Fahrt über kurvige, holprige Straßen, weitere vier Stunden per Boot über die Schnellen, während wir vermeiden mussten, an den Felsen zu kentern. Schließlich erreichten wird das Camp des Sintang Orangutan Centers an der Grenze zum Nationalpark Betung Kerihun.

Die Orangutans waren schon früher da und ich war glücklich, sie völlig entspannt in ihrer Übergangs-Behausung vorzufinden. Sie fraßen und bauten sich Nester mit den vielen Blättern und Ästen, die sie vom Team zur Verfügung gestellt bekommen hatten.

Tanjung und ihr Baby Liesje waren völlig ruhig. Als Tanjung mich erkannte, kam sie zu mir und deutete mir, ich solle doch das Tor öffnen. Ich rüttelte am Käfig, um ihr zu zeigen, dass ich das Schloss nicht öffnen könnte. Sie gab sich damit zufrieden und kehrte zu ihrem Baby zurück.

Digo allerdings hatte das Geschehen aufmerksam beobachtet und begann mit leisem Quietschen mich aufzufordern, es doch noch mal stärker zu probieren. 

Ich tat noch einmal so, als würde ich die Türe öffnen wollen, und als das auch nicht gelang, gab sich Digo mit einer Hals-Nacken-Massage zufrieden, die sie zuletzt vor einem Jahr von mir bekommen hatte.

Als die Nacht hereinbrach, was hier am Äquator sehr schnell vor sich geht, begannen die Zikaden zu zirpen, die Frösche und die Echsen kündigten die Nacht an. Ich kehrte zum Zeltcamp zurück, wo viele Gäste, die uns unterstützen, bereits warteten. Sie besuchten uns, um bei der Auswilderung dabei zu sein. Manche von ihnen nahmen ein Bad im kristallklaren Wasser des angrenzenden Flusses. Das Wasser kommt von weit oben in den Bergen und wird von Millionen von Jahren alten Bäumen und Wurzeln gefiltert, die den Menschen noch nicht zum Opfer gefallen sind.

Unser Camp befindet sich hinter dem allerletzten Dayak Dorf, in einem speziell geschütztem Waldgebiet, welches Teil des Nationalparks ist.

Der Leiter des Nationalparks, Ferry Liuw, ist auch mit uns dabei und seine Mitarbeiter halfen dem Team des SOC bei jedem Schritt.

Wir hatten acht Besucher von Weesaapjes, eine Foundation für verwaiste Primaten, gegründet von meiner Freundin Liesbeth van der Burgt, die viel zu früh verstarb. Die kleine Liesje wurde nach ihr benannt. Weesaapjes wurde vor Liesbeths Tod von Ingrid van der Locht weitergeführt, die die Ehre hatte, den Käfig für Tanjung und Liesje zu öffnen. 

Auch ein paar Voluntäre von Orangutan Rescue, den Unterstützern des Sintang Orangutan Centers, waren mit dabei. Henk Kaskens, der Chairman von Orangutan Rescue, begleitet von seiner Tochter Femke, Hugo Wortel, der Sekretär, Corne, der Kassier und seine Frau Margriet Seyners, die auch das Adoptionsprogramm über hat.

Ich brachte ein paar Holzscheite, vor allem solche, die mit einem speziellem Pilz bewachsen sind, der in der Nacht leuchtet. Das Licht ist solange "an", solange der Stamm feucht ist. 

Schließlich wurde es Zeit zu schlafen und wir platzierten uns unter die Moskitonetze und ließen die Geräusche der Nacht (und derer, die laut schnarchten) auf uns einwirken.

Am nächsten Morgen des 31. Oktober, fand dann die offizielle Übergabezeremonie statt, bei der die Forstpolizei wieder die Verantwortung für die Orangutans übernimmt. Unsere Boote verließen wie geplant das Lager in Richtung des Gebiets, wo die Tiere freigelassen werden sollten. 

Jeder konnte während dieser Bootsfahrt feststellen, warum der Regenwald seinen Namen hat. Es kann sogar ziemlich kalt werden im Regen bei diesem Tempo, das wir vorlegten.

Dort angekommen, warteten wir aufgeregt auf die Ankunft der Orangutans. Unsere Besucher blieben auf der anderen Seite des Flusses, um dann aus sicherer Entfernung vom Boot aus die Tiere zu beobachten, wie sie in die Freiheit entlassen werden.

Endlich war es soweit...  langsam die Seile gezogen und der erste Käfig öffnete sich und Digo beeilte sich, gleich hoch hinauf in 30m Höhe in die Baumkronen zu klettern. Den ersten Käfig öffnete pak Ferry und der Leiter der Forstpolizei. Dudung und Wilma, eine neue Kraft im Center, halfen ihnen dabei. 

Kurz danach war es für Tanjung und Liesje soweit. Ingrid von Weesaapjes zog am Seil und öffnete die Türe, und Tanjung kletterte sofort mit ihrem Baby in die Äste. Kurz überlegte sie, wohin sie sollte, um dann immer weiter und höher hinauf in ihre Heimat zu gelangen.

Es floss einiges an Tränen während dieser Aktion...

Wir wissen, dass wir nicht alle Probleme lösen können, nur weil wir diese Tiere hier freilassen. Aber ohne Zweifel gibt jede einzelne dieser Aktion eine Menge an Inspiration und Hoffnung. 

Und dann, plötzlich, bekamen wir auch die wunderbare Nachricht, dass Juvi nach einundhalb Jahren hier wiedergesehen wurde, und sie trug ein Baby mit sich. Sie war eine der ersten Orangutans aus dem SOC, die hier freigelassen wurden. Sie muss einen wilden Orangutan getroffen haben, und sich mit ihm gepaart haben. Sie sieht wunderbar und gesund aus und auf dem Bild unten kann man ihr Baby an ihrem Bauch erkennen.

DANKE an alle unsere wunderbaren Spender, Förderer, Orangutan Rescue, Weesaapjes, Masarang und viele kleinere individuelle Unterstützer, die unsere Arbeit möglich machen, und unseren rothaarigen Verwandten ein bisschen Hoffnung geben!

Willie Smits, November 2019

Den Originaltext können Sie hier nachlesen. Bildrechte: Sintang Orangutan Center und Masarang HK